Projekt StarK (Studierende arbeiten mit Kindern in der Schule)

Das Projekt StarK, das an der Technischen Universität Dresden umgesetzt wird, entstand im Jahr 2020 auf Initiative von Vertreterinnen und Vertretern des Landesamtes für Schule und Bildung (LaSuB), des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus (SMK) sowie der TU Dresden. Es wurde als Mentoring- und Bildungspatenschaftsprogramm initiiert, um Schülerinnen und Schüler in sozial herausfordernden Lagen durch die Einbindung von Lehramtsstudierenden in Ganztagsangebote gezielt zu unterstützen.

Wir freuen uns, dass Prof. Matthea Wagener und Martin Behrisch als Projektbeteiligte mit ihrem Beitrag den Auftakt im Jahr 2024 zur Reihe „Forschung trifft Praxis: Impulse für die Grundschule“ bilden.


Verknüpfung von Theorie und Praxis im grundschulpädagogischen Studium an der TU Dresden: Projekt StarK (Studierende arbeiten mit Kindern in der Schule)

von Matthea Wagener & Martin Behrisch

Im Folgenden wird das Projekt StarK skizziert, das derzeit an der Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Grundschulpädagogik an der TU Dresden durchgeführt wird. StarK wird finanziell gefördert vom Sächsischen Ministerium für Kultus und dient dazu, Kinder, die Grundschulen in prekarisierten Wohngebieten Dresdens besuchen, professionell zu unterstützen.

Ausgangssituation und Grundlagen

Dass die Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen in hohem Maß von sozialer Ungleichheit geprägt sind, ist inzwischen vielfach belegt. Die damit eng verbundene Problematik des Zusammenhangs zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg, stellt sich nach wie vor als große Herausforderung dar. Kinder aus sozial benachteiligten Familien wechseln nach der Grundschulzeit wesentlich seltener auf ein Gymnasium als Kinder aus wohlhabenden Familien, sodass zu fragen ist, inwieweit Bildungsungleichheit bereits durch das Schulsystem selbst hervorgebracht wird. Derzeit sind gut 21 Prozent der Kinder in Deutschland von Armut betroffen [1] und nicht nur materiell, sondern auch kulturell, sozial und gesundheitlich unterversorgt [2]. Dieser Unterversorgung muss im grundschulischen Kontext entgegengewirkt werden, soll der Auftrag der Grundschule, eine Bildungs- und Erziehungsinstitution für alle Kinder zu sein, ernst genommen werden.

Ziele und Inhalte

Benachteiligte Kinder aus Grundschulen in prekarisierten Stadtteilen sollen individuell entsprechend ihrer Bedarfe durch Bildungspatenschaften von Studierenden unterstützt werden. Benachteiligungen der Bildungsteilhabe inklusive sprachlicher Fähigkeiten (kulturelle Lebenslage), in den sozialen Fähigkeiten (soziale Lebenslage) sowie in gesundheitlicher Selbstfürsorge (gesundheitliche Lebenslage) sollen diagnostisch erfasst, in individualisierten Unterstützungsangeboten aufgegriffen und somit abgemindert werden. Darüber hinaus sollen als Querschnittsaufgabe relevante Selbstkompetenzen der Kinder gefördert werden. Die Ziele sollen erreicht werden, indem kindbezogene und bedarfsspezifische Inhalte zur Unterstützung des jeweiligen Kindes in der Bildungspatenschaft im schulischen Kontext identifiziert und umgesetzt werden. [3]

Folgende Inhalte, die nicht trennscharf zu betrachten sind, können je nach Bedarf zur Unterstützung der Grundschulkinder ausgewählt, angepasst und umgesetzt werden:

  1. Förderung der Bildungsteilhabe inklusive sprachlicher Fähigkeiten (kulturelle Lebenslage) wie z.B. durch informelles Lernen in alltäglichen Situationen, Ermöglichung von Selbstwirksamkeitserfahrungen
  2. Förderung sozialer Fähigkeiten (soziale Lebenslage) wie z.B. durch die Stärkung kommunikativer Fähigkeiten, Partizipation, Strategien der Konfliktbewältigung
  3. Förderung der gesundheitlichen Selbstsorge (gesundheitliche Lebenslage) wie z.B. durch Übungen zur Selbst- und Körperwahrnehmung, Koch- und Backprojekte (Einkauf, Zubereitung, Verzehr)
  4. Förderung von Selbstkompetenzen (Querschnittsaufgabe) wie z.B. durch das Schaffen von Situationen, in denen Erfolgserlebnisse verstärkt werden können, Mitgestaltung und Mitbestimmung fördern und reflektieren.

Rahmen und Umsetzung des Projektes StarK

Die Bildungspatenschaft ist mit ihren individuell zugeschnittenen Inhalten im Bereich der GTA (Ganztagsangebote) der am Projekt StarK beteiligten Schulen angesiedelt. Damit ist das Programm an der Schnittstelle zwischen formaler und informeller Bildung verortet. Ein Studierendentandem übernimmt die Bildungspatenschaft für etwa fünf Grundschulkinder mit besonderem Unterstützungsbedarf für mindestens zwei Semester in stabil bleibender Gruppenkonstellation. Die Studierenden werden durch ein Seminar an der TU Dresden inhaltlich und reflexiv begleitet. Dort wird der Unterstützungsbedarf diagnostiziert, das Unterstützungsangebot vorbereitet und die Bildungspatenschaft prozessbegleitend reflektiert. Das Projekt wird zwischenzeitlich und abschließend mit den beteiligten Schulen und den Studierenden evaluiert.


[1] Vgl. Tophoven, S. (2020): Armutsmuster in der Kindheit. In: P. Rahn; K. A. Chassé (Hrsg.) (2020): Handbuch Kinderarmut. Opladen & Toronto: Budrich, S. 105-113.

[2] Vgl. auch Häußermann, V. (2014): Armut im Grundschulalltag. Eine qualitative Studie über die lebensweltlichen Erfahrungen von Kindern und pädagogischen Fachkräften. Würzburg: Ergon.

[3] Vgl. zur Übersicht der Dresdner Stadtteile mit erhöhtem Unterstützungsbedarf und den konkreten Unterstützungsbedarfen auch den 3. Dresdner Bildungsbericht (2019).


Prof.in Dr. phil. habil. Matthea Wagener ist Inhaberin der Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Grundschulpädagogik an der TU Dresden

Martin Behrisch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Grundschulpädagogik sowie Studienfachberater an der TU Dresden