Interview mit Martina Conradi

Die Interviewreihe „Inspirierende Pädagoginnen und Pädagogen in Sachsen“ setzen wir nach dem Auftakt mit Dr. Katrin Reichel-Wehnert nun mit Martina Conradi fort.

Martina Conradi ist leidenschaftliche Pädagogin und seit mehr als 20 Jahren Mitglied im Grundschulverband und der Landesgruppe Sachsen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist Kinderliteratur im Deutschunterricht. Daneben ist sie als Fachausbildungsleiterin für das Fach Deutsch in der 2. Phase der Lehrerinnen- und Lehrerbildung sowie als Fachberaterin für das Fach Deutsch tätig. Außerdem gibt sie regelmäßig Fortbildungen für Lehrkräfte. 

Martina, welches ist Dein Lieblingskinderbuch? 

Da fällt mir ein eindeutiges Votum sehr schwer. Einer der Klassiker ist da sicherlich „Die große Wörterfabrik“ von Agnès de Lestrade, die Kinder aller Altersstufen inspiriert, über Sprache nachzudenken und selbst spielerisch und kreativ mit Sprache umzugehen.  

Vor mehr als 20 Jahren bist Du in den Grundschulverband eingetreten und hast Dich in Deinem Bundesland Sachsen engagiert. Was hat dich dazu bewogen? 

Am Anfang war es der Band „Schatzkiste Sprache I“, der mich kurz nach seiner Erscheinung begeisterte und anregte, meine Arbeit im Fach Deutsch der Grundschule kritisch zu überdenken und zu verändern. Außerdem fand ich in den fachwissenschaftlichen Ausführungen von Horst Bartnitzky, Ulrich Hecker, Erika Brinkmann, Hans Brügelmann, um nur einige zu nennen, sozusagen eine didaktische Heimat und Bestätigung meiner Arbeit mit den Kindern. Gerade die Positionen des Grundschulverbands zur Leistungskultur, der Öffnung des Unterrichtes sowie zum Umgang mit Vielfalt und Heterogenität konnte ich den Kolleginnen und Kollegen an Schule weitergeben, in die Ausbildungsinhalte einfließen lassen und natürlich in der eigenen Arbeit verankern. 

Wie hast Du in dieser Zeit die Zusammenarbeit im sächsischen Landesverband wahrgenommen, welche Entwicklungen gab es? 

Mit der Einführung der Lehrpläne 2004 gab es viele neue Aspekte, Fragen und Unsicherheiten, die auf Fortbildungsveranstaltungen oftmals „heiß“ diskutiert worden sind. Viele Fachberater waren da bereits Mitglied im Grundschulverband. Ulrich Hecker, Falko Peschel, Prof. Brügelmann u.a. waren nach Sachsen gereist und regten diese Diskussionen auf einem breiten Spektrum an. Das war eine sehr produktive Zeit. Es gab Treffen an Schulen, oft organisiert von Sybille Jaszovics, wo fachlich gearbeitet und gestritten wurde. Ein wichtiger Meilenstein war der Bundesgrundschulkongress 2009, an dem ich teilnahm und bei dem auch die Landesgruppe Sachsen noch vertreten war. Danach gab es immer einmal wieder Versuche, den Aufbau einer stabilen Landesgruppe voranzutreiben, den ich aber nicht aktiv begleitet habe.  

Wie kann aus Deiner Sicht die Arbeit des Landesverbands gut gelingen? Hast Du dazu Erfahrungen und Ideen? 

Wir sollten uns an den Erfahrungen anderer funktionierender Landesverbände orientieren, eng mit den Hochschulen und deren Wissenschaftlern und Didaktikern zusammenarbeiten, attraktive Fortbildungen anbieten, Ansprechpartner in den Gebieten der jeweiligen Landesämter für Schule und Bildung suchen, diese möglichst zentral für Zusammenkünfte nutzen, mit den Fachberatern Sachsens zusammenarbeiten – also ein Netzwerk aufbauen und dabei natürlich auch social media nutzen. 

Die Grundschule ist gegenwärtig mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Welche Chancen siehst Du für die Zukunft der Grundschule? 

Ich glaube, die Grundschule wird sich in den nächsten Jahren hier in Sachsen stark verändern. Nicht nur beeinflusst vom Generationenwechsel in den Lehrerzimmern und der stärkeren Heterogenität und Diversität der Kinder werden viele neue didaktisch-methodische Wege gesucht und gefunden werden müssen, um allen Kindern gerecht zu werden und die Schule für die Kinder passend zu machen. 

Welchen Rat oder Tipp hast Du für Berufseinsteigende? 

Den Kindern vertrauen und ihnen ganz viel zutrauen, die eigene pädagogische Praxis immer wieder evaluieren und sich selbst kritisch hinterfragen, nie die Freude, den Humor und den Optimismus verlieren, nie aufhören, die Welt mit Kinderaugen zu sehen und sich eine gute Buchhandlung mit einer breiten Auswahl an Kinderbüchern suchen.