Jahrestagung des Grundschulverbands am 22.02.2025 in Halle: „Literatur auf der Spur. Literarische Bildung für die Grundschule“

Der Grundschulverband lädt herzlich zur Jahrestagung 2025 „Literatur auf der Spur“ nach Halle (Saale) ein.

Darum geht es

Die Jahrestagung 2025 des Grundschulverbands richtet den Blick auf die literarische Bildung. Angelehnt an den Band 158 der Beiträge zur Reform der Grundschule mit dem Titel Literarische Bildung für die Grundschule suchen wir nach Anschlussstellen, wie sich der Umgang mit Kinderliteratur mit den verschiedensten Anliegen des Bildungsraums Grundschule verbinden kann:

  • Welche Bedeutung hat Kinderliteratur für den Schriftspracherwerb, aber auch für die demokratische Bildung oder Bildung für nachhaltige Entwicklung?
  • Wie kann mit Kinderliteratur im (Deutsch-)Unterricht gearbeitet werden?
  • Welche Medienformate können genutzt werden?
  • In welchem Verhältnis steht die literarische Bildung zu den Bildungsstandards?
  • Welche Möglichkeiten bietet Kinderliteratur für einen individualisierten Unterricht in inklusiven Kontexten?

Gerahmt von einem Grundlagenvortrag und einem Diskussionsforum bieten praxisnah konzipierte Workshops vielfältige Anregungen zum Nachdenken und Ausprobieren an. Die Tagung wird in Kooperation mit der Landesgruppe Sachsen-Anhalt, der AJuM Sachsen-Anhalt sowie der Martin-Luther-Universität Halle durchgeführt.

Veranstaltungsort: Franckesche Stiftungen, Haus 31, Franckeplatz 1, 06110 Halle (Saale)

Zur Anmeldung und für weitere Informationen klicken Sie bitte hier: https://grundschulverband.de/events/jahrestagung-2025/

Details zum Programm am 22. Februar 2025

ZeitProgrammpunkte
Vorprogramm: Freitag, 21.02.2025
17.30Lesung und Werkstattgespräch mit der Kinderbuchautorin Frauke Angel
Moderation: Dr. Nadine Naugk und Dr. Alexandra Ritter
19.30Ausklang im Restaurant Taparazzi
Hauptprogramm: Samstag, 22.02.2025
9.30Einstimmung & Grußworte
10.00Vortrag: „Springt er ins Wasser?“ Lesenlernen im literarischen Kontext
Prof. Dr. Lis Schüler
10.45Kaffeepause
11.15Workshops Band I
Workshop 1: Jedes Kind liest sein eigenes Buch? Heterogenität als Chance
Astrid Dörnhoff
Workshop 2: Willkommen im Literarischen Café!
Dr. Claudia Rathmann
Workshop 3: Die Gestaltung von Raum und Impulsen für selbstständiges Lesen
Claudia Baark, Nicole Tietze
Workshop 4: Interaktive Literaturzugänge durch digitale Medien ermöglichen
Ralph Thielbeer, Thekla Mayerhofer
Workshop 5: Mehrsprachigkeit als Chance – Interkulturelles Lernen mit Kinderbüchern
Dr. Nadine Naugk, Nina Conzen
12.45Mittagspause
13.45Diskurs: Literarische Bildung im Zeitalter der Mindeststandards — ein Widerspruch?
Marion Gutzmann & Dr. Stefanie Granzow, Moderation: Dr. Christoph Jantzen
14.45Kaffeepause
15.00Workshops Band II
Workshop 7: Book Slam – Bücher im Wettstreit um die Gunst der Kinder
Dr. Stephanie Jentgens
Workshop 8: Selbstwirksamkeit durch literarische Zukunftsreisen
Dr. Elisabeth Hollerweger
Workshop 9: Politisch denken lernen mit einem Bilderbuch
Dr. Christian Fischer, Prof. Dr. Michael Ritter
Workshop 10: Lese-Hör-Kisten als (Vor-)Schuleinstieg in den Schriftspracherwerb
Dr. Astrid Henning-Mohr
Workshop 11: Und was denkst du? Gespräche über Literatur
Dr. Alexandra Ritter, Dr. Christoph Jantzen
Austauschforum: Meet & Talk mit Mitgliedern des GSV
Chris Barnick
16.30Get Together

Änderungen vorbehalten

Programmbeschreibung

Lesung und Werkstattgespräch mit der Kinderbuchautorin Frauke Angel
Moderation: Dr. Nadine Naugk und Dr. Alexandra Ritter
Wie kann man hören, was der Mund nur herausstottert? Wie können ein riesiger Hund und ein rostiger Nagel ein Abenteuer beginnen lassen? Was passiert, wenn Mama streikt? Die Antworten auf diese Fragen kann man in Frauke Angels Romanen für die Grundschule erfahren. Frauke Angel ist seit vielen Jahren erfolgreiche und preisgekrönte Autorin für Kinder- und Jugendliteratur. In der Lesung und im Gespräch werden u. a. „Ein Zimmer für mich allein“, „Geht ab wie Schmitz‘ Katze“ oder „Tagebuch eines Über!iegers“ im Mittelpunkt stehen. Ein Büchertisch steht ebenfalls zur Verfügung und es gibt eine anschließende Signiermöglichkeit. Die Veranstaltung wird von der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW Sachsen-Anhalt organisiert und der Eintritt ist frei.

Vortrag: „Springt er ins Wasser?“ – Lesenlernen im literarischen Kontext
Prof. Dr. Lis Schüler (Freie Universität Berlin)
Welches Potenzial haben literarische Kontexte für das Lesenlernen? Wie können Lese- und Literaturunterricht schon in der ersten Klasse aufeinander bezogen werden? Der Schriftspracherwerb findet in der Schule meistens losgelöst vom Literaturunterricht statt. Da lesen zu können als Voraussetzung für das (eigenständige) Lesen von Kinderliteratur gilt, konzentriert sich der Anfangsunterricht zumeist vor allem auf die Vermittlung basaler Lesefertigkeiten. Nur selten handelt es sich bei den zu lesenden Wörtern oder Sätzen um Literatur. Doch gerade literarische Welten können Zugänge zur persönlichen Bedeutsamkeit des Lesen- und Schreibenlernens eröffnen und die für das Lesenlernen wichtige Hypothesenbildung anregen. Wie es gelingen kann, den Erwerb basaler Lesefertigkeiten im literarischen Kontext zu befördern, wird anhand unterschiedlicher didaktischer Formen, die in einer ersten Klasse erprobt wurden, exemplarisch gezeigt.

Diskurs: Literarische Bildung im Zeitalter der Bildungsstandards – ein Widerspruch?
Diskutantinnen: Marion Gutzmann (Vorsitzende des Grundschulverbands), Dr. Stefanie Granzow (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Moderation: Dr. Christoph Jantzen (Universität Hamburg)
Das Kompetenzparadigma modifizierte den Bildungsbegriff: Statt starres Wissen anzueignen und wiederzugeben, nutzen Schüler:innen Fähigkeiten und Fertigkeiten, um Probleme in variablen Situationen selbsttätig lösen zu können. Kompetenzen sind (bei ihrer Anwendung als Handlung oder Verhalten) beobachtbar, messbar, in Stufen skalierbar und vergleichbar. Doch Vertreter:innen einiger Domänen, insbesondere der ästhetischen Fächer wie des Literaturunterrichts, betrachten den Auftrag, zentrale Standards zu identifizieren und als Kompetenzen beschreibbar und empirisch überprüfbar zu machen, kontrovers bis nicht realisierbar. Lassen sich ästhetische Bildungsprozesse überhaupt standardisieren? Stehen literarische Bildung und Kompetenzorientierung im Widerspruch zueinander? Diese Debatte wird in der Deutschdidaktik lebhaft geführt. Marion Gutzmann und Stefanie Granzow gehen ihr nach.

Workshop Band I

Workshop 1: Jedes Kind liest sein eigenes Buch? Heterogenität als Chance
Astrid Dörnhoff (Paul-Schneider-Grundschule Berlin und LISUM Berlin-Brandenburg)
Ein Literaturunterricht, in dem alle Kinder individuelle Literatur lesen, macht es möglich: Die Heterogenität der Schüler:innen bereichert und intensiviert das gemeinsame Lernen. Im Workshop werden Möglichkeiten und Rahmenbedingungen individueller Lektüre vorgestellt. Darüber hinaus werden vielfältige interaktive Anschlussaufgaben erarbeitet, die die individuelle Lektüre in gemeinsame Erarbeitungsphasen überführen und Textverständnis, Identifikation und Imagination der Leser:innen ausbauen.

Workshop 2: Willkommen im Literarischen Café!
Dr. Claudia Rathmann (Grundschullehrerin und Rektorin des Grundschulseminars Ingolstadt)
Genussvoll Eintauchen in literarische Welten, sich bei Saft und Keksen über Bücher austauschen und zugleich die eigenen literarischen Kompetenzen weiterentwickeln – das ist die Grundidee des Literarischen Cafés! Sie ist verknüpft mit dem Gedanken, dass die Begegnung mit Literatur allen Kindern – unabhängig von ihren individuellen Lesefähigkeiten – möglich sein sollte. Wie das realisiert werden kann, ist Thema des Workshops.

Workshop 3: Die Gestaltung von Raum und Impulsen für das selbstständige Lesen von Kinderliteratur im Unterricht
Claudia Baark (Universität Hamburg) & Nicole Tietze (Grundschullehrerin und LI Hamburg)
Das selbstständige Lesen von Kinderliteratur sollte – als ein wichtiger Baustein von Leseförderung und literarischer Bildung – einen festen Platz im Deutschunterricht haben. Dafür braucht es nicht nur etablierte Lesezeiten, sondern auch Orte, die so gestaltet sind, dass sie zum Lesen einladen, und Impulse, die das selbstständige Lesen unterstützen und ihm einen Rahmen geben. Wir möchten Anregungen für die Gestaltung von Schulräumen geben. Außerdem werden wir Ideen für konkrete Impulse, Aufgaben und Lernsettings vorstellen, die die Kinder beim Lesen unterstützen, ohne ihren genussvollen Umgang mit Literatur zu stören. Dabei geht es auch um die Frage, wie Methoden des Leseflüsigkeitstrainings und die Beschäftigung mit Kinderliteratur sinnstiftend verbunden werden können.

Workshop 4: Interaktive Literaturzugänge durch digitale Medien ermöglichen
Ralph Thielbeer (Staatliches Seminar Magdeburg) & Thekla Mayerhofer (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
Literarisches Lernen findet seit vielen Jahren auch im Kontext der Digitalität, in welcher wir leben und mit welcher wir (literarisch) sozialisiert werden, statt. Digitale Medien sind dabei oft Einstiegsmedium für literarische Erfahrungen und können so Anfang und Brücke zur Erschließung von Literatur sein. Zudem können sie Wege des produktiven Umgangs mit Literatur ebnen und Literatur interaktiv erlebbar machen. Im Workshop sollen all diese Dimensionen mit beleuchtet sowie exemplarisch erprobt werden. Vom digitalen Austausch zu Literatur, über tatsächlich sprechende Figuren bis hin zu zum Leben erweckten Bildern wird fast alles möglich. Ein Fokus wird dabei auf Bilderbücher gelegt und die Möglichkeiten, die diese für einen kreativen medialen Umgang mit Literatur bieten.

Workshop 5: Mehrsprachigkeit als Chance – Interkulturelles Lernen mit Kinderbüchern
Dr. Nadine Naugk & Nina Conzen (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
In unserem Workshop wollen wir anhand aktueller, empfehlenswerter mehrsprachiger und interkultureller Kinderbücher die Vielfalt dieser aufzeigen und veranschaulichen, wie diese das interkulturelle Lernen bereichern können – ohne dabei zwischen zwei Gruppen im Sinne einer „Die-Wir-Dichotomie“ zu unterscheiden. Im Sinne einer Mehrsprachigkeitsdidaktik zeigen wir ebenfalls Ideen auf, wie man die Sprachbewusstheit aller Kinder mit mehrsprachigen Versen und Wörtern fördern kann, um Mehrsprachigkeit als Bereicherung zu sehen.

Workshop Band II

Workshop 7: Book Slam – Bücher im Wettstreit um die Gunst der Kinder
Dr. Stephanie Jentgens (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
Der Workshop stellt eine animierende Hinführung zum Buch vor – als Voraussetzung dafür, dass literarische Erlebnisse überhaupt stattfinden können. Ein Book Slam ist ein Bücherwettstreit, bei dem die jeweiligen Werke in kurzer, anregender Form präsentiert und anschließend vom Publikum bewertet werden. Die Veranstaltungsform richtet sich an Kinder des 4. Schuljahrs. Im Rahmen des Workshops wird ein Book Slam vorgeführt, wobei sowohl die Belletristik als auch die Sachliteratur eine Rolle spielen wird. Die Teilnehmenden werden gebeten, ein Kinderbuch ihrer Wahl mitzubringen.

Workshop 8: Selbstwirksamkeit durch literarische Zukunftsreisen: Impulse für eine nachhaltigkeitsorientierte Literaturdidaktik
Dr. Elisabeth Hollerweger (Universität Bremen)
Vorstellungen der eigenen Zukunft sind bereits für Grundschulkinder mit Pessimismus und diffus überfordernden Verantwortungsgefühlen verbunden: „Bald kann niemand mehr hier überleben, deshalb müssen die Kinder sich darum kümmern, die Erwachsenen können das ja wohl nicht.“ Um diesen medial verbreiteten und verinnerlichten „Erzählungen“ Zukunftskompetenz und Selbstwirksamkeit entgegenzusetzen, bedarf es nicht zuletzt eines Literaturunterrichts, der die Gestaltbarkeit von Zukunft erfahrbar werden lässt. Im Rahmen des Workshops werden deshalb die Potenziale einer Verzahnung von literarischer Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung aufgezeigt, an verschiedenen Unterrichtsbeispielen veranschaulicht und schließlich anhand verschiedener literarischer Gegenstände erprobt.

Workshop 9: Politisch denken lernen mit einem Bilderbuch – oder: Kommt hier wirklich keiner durch?
Dr. Christian Fischer (Universität Erfurt & Bildungshaus Riesenklein) und Prof. Dr. Michael Ritter (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
Regeln, Gesetze und Verbote prägen das gesellschaftliche Zusammenleben und den Alltag von Kindern. Eine wichtige Erfahrung ist, dass solche Vorgaben ausgehandelt und vereinbart werden müssen und können. Am Beispiel eines Bilderbuchs und einer daran anknüpfenden Fallgeschichte werden wir im Workshop zeigen, erproben und diskutieren, wie politische Fragen des Zusammenlebens und Praktiken der Organisation von Gesellschaft bereits im Unterricht der Grundschule thematisiert werden können. Anhand konkreter Ergebnisse aus einem Unterrichtsprojekt können die Sichtweisen und Zugänge von Kindern einbezogen werden.

Workshop 10: Lese-Hör-Kisten als (Vor-)Schuleinstieg in den Schriftspracherwerb
Dr. Astrid Henning-Mohr (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Die Lese-Hör-Kisten sind in Hamburg seit 2016 fester Bestandteil der Schriftentwicklung in den ersten Schuljahren. Über das Material – Bücher und Hörmedien mit gleichem Wortlaut – entsteht eine sensorische Heranführung an Schriftlichkeit. Die Anschlussdidaktiken ermöglichen die Integration von Lese-Hör-Kisten in die inklusive Gruppenarbeit, die Mehrsprachigkeitsförderung und die Elternarbeit. Lese-Hör-Kisten bieten somit eine umfassende und nachhaltige Methode für die Entwicklung von Early Literacy und die Bedeutsamkeitserfahrung von Schrift. Im Workshop wollen wir sowohl das Material als auch Methoden der Anschlusskommunikation und der Unterrichtsgestaltung kennenlernen und ausprobieren. Des Weiteren bieten wir eine Austauschmöglichkeit über die Einsatzmöglichkeiten und institutionellen Zusammenarbeitsmöglichkeiten in den unterschiedlichen Bundesländern.

Workshop 11: Und was denkst du? Gespräche über Literatur
Dr. Alexandra Ritter (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) & Dr. Christoph Jantzen (Universität Hamburg)
Literatur regt zum Denken und zum Nachdenken an. Doch diese Nachdenklichkeit will gelernt sein. Viel Potenzial dafür bieten Gespräche über Literatur. Dabei können unmittelbare Text- oder Bildleseerfahrungen ausgetauscht und Irritationen, Nicht-Verstehen und literarische Positionen gemeinsam verhandelt werden. Im Workshop werden Formen des Gesprächs erprobt und diskutiert. Außerdem wird mit Ausschnitten aus Gesprächen mit Kindern gearbeitet und darüber nachgedacht, welche Texte und Impulse sich für literarische Gespräche eignen.