Als Fachverband verfolgen wir die Arbeit von „Social Web macht Schule“ mit großem Interesse. Das gesamte Team bringt wichtige Impulse für eine zeitgemäße Medienbildung in den sächsischen Schulalltag ein. Dabei werden Kinder, Lehrkräfte und Eltern gleichermaßen in den Blick genommen. Mit diesem Beitrag möchten wir „Social Web macht Schule“ als engagierten Bildungspartner aus Sachsen vorstellen und Anregungen für die medienpädagogische Arbeit an Grundschulen (und darüber hinaus) geben.
Medienbildung schon in der Grundschule beginnen
Gastbeitrag von Paula (Social Web macht Schule)
Der Moment kommt oft früher als gedacht: Plötzlich taucht im Kinderzimmer ein Tablet auf, welches von älteren Geschwistern weitergereicht wurde, oder das erste eigene Smartphone wird zur Einschulung geschenkt. Schon in der zweiten Klasse tauschen sich Kinder in der Pause darüber aus, was sie auf YouTube gesehen haben oder dass „jemand aus der Klasse“ heimlich Screenshots aus einem Gruppenchat verbreitet. Für viele Eltern und Lehrkräfte ein Weckruf – und doch für Grundschulen eine große Herausforderung.
Wie können wir Kinder schon im Grundschulalter stärken und für einen sicheren, respektvollen und kritischen Umgang mit dem Internet sensibilisieren? Und wie gelingt das, ohne Angst zu machen, sondern mit Offenheit, Neugier und kindgerechter Pädagogik?
Hier setzen wir mit unseren Angeboten von Social Web macht Schule an und begleiten Kinder, Eltern und Lehrkräfte auch schon im Grundschulbereich mit nachhaltigen Medienkompetenz-Workshops.
„Schon Grundschulkinder nutzen WhatsApp, TikTok, Brawl Stars und Fortnite. Das zeigt die KIM-Studie 2022, aber auch jeder unserer Workshops in Grundschulklassen. Damit verbunden sind Risiken wie Cybergrooming, Suchtgefahren, In-Game-Käufe, riskante Challenges und Cybermobbing. Oft fehlt jedoch eine gezielte Vermittlung eines verantwortungsvollen und sicheren Umgangs mit digitalen Medien, die Kindern auch die kreativen Möglichkeiten und Chancen der digitalen Welt näherbringt.“
– Marcel Burghardt, Geschäftsführer Social Web macht Schule
Warum Medienbildung schon an Grundschulen beginnt
Digitale Geräte sind längst Teil kindlicher Lebenswelten. Laut KIM-Studie 2022 (mpfs, 2022) nutzen bereits über ein Drittel der Kinder zwischen sechs und sieben Jahren regelmäßig das Internet, bei den Zehnjährigen sind es fast 90% – Tendenz steigend. Der Zugang erfolgt dabei oft unbegleitet, und das in einer Welt, die durch Werbung, Desinformation, Filterblasen, Datenfallen und problematischen Inhalten komplexer ist denn je.

Hinzu kommen konkrete Risiken: Eine Erhebung der Landesanstalt für Medien NRW (2024) ergab, dass 25% der befragten Kinder und Jugendlichen bereits Erfahrungen mit Cybergrooming gemacht haben. Gleichzeitig gaben 71% der Kinder zwischen acht und neun Jahren an, diesen Begriff nicht zu kennen. Wieso das besonders problematisch ist? Kennen Kinder diese Strategien nicht, können sie dies im Falle einer Betroffenheit nicht richtig einordnen und erkennen mögliche Gefahren vielleicht zu spät. Prävention bedeutet für uns deshalb nicht nur Schutzmaßnahmen zu benennen, sondern vor allem Aufklärung, die Entwicklung eines Begriffsverständnisses und emotionale Stärkung: Kinder brauchen altersgerechte Informationen, um sich im digitalen Raum sicher zu bewegen und im Zweifel auch klar „Nein“ sagen zu können. Prävention muss also früh einsetzen.
Was unsere Angebote besonders macht
Wir verstehen uns nicht als „externe Gäste“ an einer Schule, sondern vielmehr als Bildungspartner auf Augenhöhe. Unser Ziel ist es, die Schule in ihrer medienpädagogischen Arbeit zu unterstützen und nachhaltig zu stärken, genau dort, wo Strukturen oder Ressourcen fehlen, um den digitalen Wandel aktiv zu gestalten. Dafür bringen wir innovative Inhalte, interaktive Formate und neue Perspektiven für den Schulalltag mit, welche sich an aktuellen KMK-Strategien zur Bildung in der digitalen Welt orientieren. Unsere Programme starten bei Angeboten für die Klassenstufe 2. Für die Klasse 3 bieten wir den ganztägigen „Internetführerschein“ an und mit Schülerinnen der Klasse 4 gehen wir auf die „Abenteuerreise Internet“.

Unser Ansatz beruht auf und ist geprägt durch:
- Ganzheitlichkeit: Medienbildung ist für uns mehr als ein Workshop. Deshalb begleiten wir Schülerinnen und Lehrkräfte in abgestimmten Formaten, die aufeinander aufbauen, über mehrere Termine hinweg. Dabei kann flexibel gewählt werden, ob die Termine innerhalb eines Schuljahres mit einem Abstand von einigen Monaten stattfinden oder in aufeinanderfolgenden Schuljahren.
- Schülerzentrierung: Unsere Workshops setzen auf eine breite Methodenvielfalt, bei der wir Dialog, Reflexion und Kreativität in den Fokus rücken. Schüler*innen sollen nicht nur über Medien lernen, sondern auch, wie sie ihre eigene digitale Welt aktiv und verantwortungsvoll mitgestalten können. Dafür setzen wir nah an Themen aus der Lebensrealität an und versuchen immer, neueste Trends und Entwicklungen in unsere Workshops zu integrieren.
- Praxisnahe Lehrkräftefortbildungen: Lehrkräfte erhalten in unseren Fortbildungen Impulse und Materialien, die sich direkt im Unterricht einsetzen lassen. Durch unsere langjährige Erfahrung können wir sowohl medienpädagogisches Wissen vermitteln und direkt einsatzfähige Materialien, Übungen und Ideen für den Unterricht zur Verfügung stellen.
- Starke Elternarbeit: Wir beziehen Eltern aktiv in den Bildungsprozess mit ein – durch interaktive Elternabende, niedrigschwellige Informationsmaterialien und praxisnahe Tipps für den Familienalltag.
- Erprobte, evaluierte und preisgekrönte Lehrmaterialien: Unsere entwickelten Lehrmaterialien sind an Altersstufen, Kompetenzrahmen und schulische Bedarfe angepasst. Sie können von Lehrkräften im Unterricht eingesetzt werden und wir geben handlungsleitende Ideen mit.
- Verankerung im Schulentwicklungsprozess: Medienbildung betrachten wir als Querschnittsaufgabe zwischen Schüler*innen, Eltern und Lehrkräften und unterstützen Schulen dabei, diese nachhaltig im Schulprofil zu verankern.
Hier endet unser Engagement allerdings noch nicht: Wir bilden darüber hinaus Lehramtsstudierende, Referendare und Grundschullehrkräfte in unterschiedlichen Formaten fort. Inzwischen bieten wir auch Elternabende in Kitas und Fortbildungen für Horte an. Eine Erfolgsgeschichte ist die wiederkehrende Zusammenarbeit mit der Lehrerausbildungsstätte Löbau für angehende Grundschulreferendare.
Bildung im digitalen Wandel: Medienbildung als Persönlichkeitsbildung
Für uns ist Medienbildung weit mehr als Computerschulungen oder Präventionsarbeit. Für uns ist sie ein zentraler Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung und demokratischer Bildung. Kindern brauchen neben dem Wissen über Apps, Datenschutz und Risiken vor allem Haltung: die Fähigkeit, sich selbstbestimmt, kritisch und verantwortungsvoll in digitalen Räumen zu bewegen. Unsere Bildungsarbeit setzt deshalb auf Vermittlung durch Augenhöhe, Dialog und soziale Lernprozesse. Wir möchten kritisches Denken, Empathie und eine konstruktive Fehlerkultur fördern. Denn digitale Kompetenzen entstehen nicht isoliert, sondern immer im sozialen Miteinander. Digitale Räume sind längst auch gesellschaftliche Räume. Kinder, auch im Grundschulalter, brauchen das Rüstzeug, um sich darin nicht zu verlieren, sondern zu finden: als selbstbewusste, handlungsfähige und verantwortungsvolle junge Menschen.

In der Praxis: Unser Beitrag zum Safer Internet Day 2025
Ein besonderer Meilenstein der letzten Jahre war unser Hybrid-Workshop „Abenteuerreise Internet – Spezial“, welchen wir im Rahmen des Safer Internet Days 2025 durchführten: Über zwei Termine verteilt schalteten wir uns digital in über 97 Klassenräume aus 60 verschiedenen Schulen gleichzeitig, darunter Grund- und Förderschulen der Klassenstufen 3 und 4. Mit unserem eigens entwickelten interaktiven Escape-Room-Format über Genially brachten wir den Kindern zentrale Kompetenzen für den digitalen Alltag näher – etwa den Umgang mit Passwörtern, Datenschutz, Respekt im Netz und Strategien gegen Cybergrooming.
Mit durchschnittlich 25 Schüler:innen pro Klasse erreichten wir an nur zwei Tagen fast 2.500 Kinder – gleichzeitig. Medienbildung in dieser Qualität und Quantität ist selten – und wir sind stolz, hier Maßstäbe zu setzen.

Das Feedback der Kinder meiner Klasse war durchgängig positiv. Der Lerneffekt in vielen Bereichen ist erfolgreich zu beobachten. Tipps während der Veranstaltung waren super und sofort umsetzbar. Bitte unbedingt dieses Format beibehalten, da ein Projekttag vor Ort bei uns nicht möglich ist. Der Aufwand wäre zu groß. Sie hätten die Kinderaugen sehen müssen … einfach super. Vielen Dank an alle, die dies ermöglicht und durchgeführt haben.
– Lehrerin Grundschule Radeburg
Fazit
Als Bildungspartner unterstützen wir Grundschulen dabei, die wachsenden Anforderungen der digitalen Gegenwart nicht nur zu bewältigen, sondern als Chance zu begreifen. Wir begreifen Expertise, erprobte Konzepte und Begeisterung für Bildung mit – und wir sind überzeugt: Medienkompetenz beginnt mit Beziehung, Vertrauen und der Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Jedes Schuljahr erreichen wir damit mehr als 30 Grundschulen und führen dort über 120 Workshops mit verschiedenen Klassenstufen durch.
Wir danken dem Grundschulverband Sachsen für die Möglichkeit, unsere Arbeit vorzustellen und freuen uns auf weitere gemeinsame Schritte in Richtung einer zukunftsfähigen Schule.
Quellenverzeichnis
Landesanstalt für Medien NRW. (2024). Cybergrooming: Eine unterschätzte Gefahr [Elternabend-Kampagne]. https://www.medienanstalt-nrw.de/elternabend-cybergrooming.html
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs). (2023). KIM-Studie 2022: Kindheit, Internet, Medien. https://www.mpfs.de/studien/kim-studie/2022
Kultusministerkonferenz (KMK). (2021). Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“. https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2021/Bildung_digitale_Welt_2021.pdf
Die Motivation des Teams von „Social Web macht Schule“ ist es, in der Vielfalt der digitalen Möglichkeiten, vor Ort & persönlich Impulse zu geben, Vertrauen aufzubauen und Aufklärung zu leisten, sodass sich Menschen jeden Alters verantwortungsvoll und selbstbestimmt im digitalen Netz bewegen können, Chancen und Gefahren erkennen sowie in den Austausch kommen. Vielen Dank für den Gastbeitrag!
Link: https://www.social-web-macht-schule.de/